Start in die Selbstständigkeit: Kapitalbedarf und Unternehmerlohn richtig kalkulieren

Von Jürgen Busch

Letzte Aktualisierung am: 23. August 2023

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Erfolgreicher Geschäftsmann

Endlich auf eigenen Beinen stehen, sich selbstständig machen. Der Start in die Selbstständigkeit kann ein wahrer Befreiungsschlag sein. Wenn die Geschäfte einmal richtig anlaufen. Vorher gibt es aber noch eine ganze Menge zu tun, um die Gründung auf den Weg zu bringen. Herzstück einer größeren Gründung und das Maß aller Dinge bei ambitionierten Startups ist der Businessplan. Er dient nicht nur möglichen Investoren und Geldgebern als Orientierung, sondern bildet die Grundlage für Ihre Selbstständigkeit. Wichtig ist, dass Sie die Finanzen richtig kalkulieren, um später richtig haushalten zu können. Wenn Sie ihren Kapitalbedarf planen, müssen Sie Ihren späteren Unternehmerlohn richtig kalkulieren. 

Zusammensetzung des Kapitalbedarfs

Er ist einer der wichtigsten Punkte, die Sie in Ihrem Businessplan behandeln sollten: Der Kapitalbedarf. Er sagt aus, wie viel Geld Ihr Unternehmen ungefähr benötigen wird. Meist setzen Sie ihn dabei etwas höher an, damit Sie noch ein wenig Puffer haben. Wenn Sie ihren Kapitalbedarf aufstellen geht es in einem ersten Schritt darum, ihn überhaupt zu bestimmen. Sie müssen also ganz genau wissen, mit welchen Ausgaben Sie rechnen und planen müssen, um Ihr Unternehmen zu gründen und zum Erfolg zu führen. 

Der zweite Schritt ist es, herauszufinden wie diese Ausgaben beglichen werden können.  Üblicherweise setzt sich Ihr Kapital aus Eigen- und Fremdkapital zusammen, mit dem die anfallenden Kosten gedeckt werden müssen:

  • Mietkosten für Geschäftsräume
  • Personalkosten
  • Kosten für Anschaffungen
  • Versicherungen für das Unternehmen
  • Weitere betriebliche Ausgaben

Zu diesen betrieblichen Ausgaben gesellt sich schließlich der kalkulatorische Unternehmerlohn, der Ihre privaten Ausgaben ganz oder zumindest teilweise decken soll. Immerhin möchten Sie an Ihrem Unternehmen etwas verdienen. Er darf ruhig etwas großzügig ausfallen, denn es müssen nicht nur private laufende Kosten gedeckelt werden, sondern auch unvorhergesehene Ereignisse oder Krankheit muss mit eingeplant werden. 

Tipp der Redaktion: Selbstständig machen: 10 Schritte zur erfolgreichen Gründung: designenlassen.de.

Rechtsform unter anderem entscheidend

Wie sich dieser Unternehmerlohn berechnet, hängt unter anderem von der bestehenden Rechtsform des Unternehmens ab. Sind Sie beispielsweise als Geschäftsführer eines Betriebes tätig, der als GmbH, UG oder Aktiengesellschaft geführt wird, können Sie sich ein monatliches Gehalt auszahlen. 

Gehalt des Geschäftsführers: Es wird ähnlich wie ein Arbeitnehmergehalt gehandhabt und zählt somit als Betriebsausgabe. Das bedeutet, dass es nicht als kalkulatorischer Unternehmerlohn gewertet wird. Diese Lohnzahlung in solchen Rechtsformen hat den positiven Effekt, dass die Unternehmenssteuern gemindert werden. 

Ist die Rechtsform eine Personengesellschaft, wie beispielsweise eine GbR, dann wird der Unternehmerlohn als eine Entnahme gewertet und muss bei der Kalkulation bedacht werden. Sind sie Gründer oder Mitbegründer in einer Personengesellschaft, Einzelunternehmer oder Freiberufler muss ihr Unternehmerlohn im Businessplan mitberechnet werden. 

Aus diesen Posten setzt sich der Unternehmerlohn zusammen

Ihr Unternehmerlohn lässt sich im Prinzip ganz einfach kalkulieren, wenn Sie folgende Posten berücksichtigen:

  • Lebenshaltungskosten: Darunter fallen beispielsweise die Kosten für Ihre private Miete, Strom, Heizung sowie Handy- und Internetgebühren. 
  • Finanzielle Posten: Sollten Sie noch ausstehende Privatkredite oder Immobilien abbezahlen fällt das unter diesen Posten. Allerdings gehören beispielsweise auch Kontoführungsgebühren dazu. 
  • Versicherungen: Wenn Sie ein eigenes Unternehmen gründen, sollten Sie privat finanziell gut abgesichert sein. Zwingend notwendig ist eine Krankenversicherung. Vor allem aber die Berufsunfähigkeitsversicherung ist hier wichtig, um bei Verlust Ihrer Arbeitskraft kein Risiko einzugehen. Genauere Informationen dazu finden Sie hier. Natürlich sollten Sie eine private Haftpflichtversicherung nicht vergessen. 
  • Vorsorge:  Ein großer Punkt hier sind die Altersvorsorge oder Steuerrücklagen. Zudem sollten Sie finanziell auf unvorhergesehene Ereignisse vorbereitet sein. 
  • Freizeit: Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit. Planen Sie ebenfalls einen Teil Ihres Unternehmerlohns für Ihre Freizeit ein. 

Daneben können noch sonstige Kosten auf Unternehmer zukommen, die von Person zu Person unterschiedlich sind. Schauen Sie dabei auf Ihren eigenen Bedarf und fassen Sie diese Kosten unter dem Punkt „Sonstiges“ in Ihrer Kalkulation zusammen. 

Bei Versicherungen differenzieren

Bei einer Gründung ist jedoch Versicherung nicht gleich Versicherung. Denn hier müssen Sie unterscheiden zwischen den Policen, die Sie persönlich schützen, und denen, die Ihr Unternehmen absichern. Letztere fallen nämlich nicht unter den Unternehmerlohn, sondern unter die reinen Betriebsausgaben

Richtige Berechnung

Den einen richtigen Weg bei der Berechnung Ihres Unternehmerlohns gibt es nicht. Es kommt auf Ihre individuellen Bedürfnisse und Fixkosten an, die Sie privat haben. Lediglich lässt sich sagen, dass Sie als Gründer so planen sollten, dass sie komplett oder teilweise Ihre Lebenshaltungskosten decken können sollten. Der Rest geht für die Betriebsausgaben drauf, alles weitere ist Gewinn. 

Tipp: Gerade am Anfang private Ausgaben eher auf ein Minimum reduzieren

Dennoch sollten Sie gerade am Anfang nicht zu gierig sein und Ihren Lohn zu großzügig berechnen. Immerhin sind Sie gerade dabei ein Unternehmen aufzubauen. So können zukünftige Risiken und Probleme noch nicht richtig einschätzen und müssen erst aus der Erfahrung lernen. Richten Sie sich daher nach Ihren individuellen privaten Ausgaben, nicht nach Wunschgehältern oder astronomischen CEO-Einkommen, von denen in den Medien gerne berichtet wird. Es ist natürlich nichts dabei, wenn Sie sich mal etwas gönnen und sich für Ihre Arbeit belohnen.

Grundsätzlich gilt jedoch: Halten Sie Ihren Lohn am Anfang so niedrig wie es nur möglich ist. In den ersten Jahren Ihrer Selbstständigkeit sollten Sie bescheiden bleiben. Sie müssen noch viel lernen.

Als Richtwerte für Ihren Unternehmerlohn können Ihnen auch die marktüblichen Durchschnittslöhne weiterhelfen. Recherchieren Sie am besten vor der Aufstellung Ihres Businessplans nach diesen Löhnen und gleichen Sie das Ergebnis mit Ihren privaten Kosten ab.

Wenn Ihr Unternehmen nach einem oder zwei Jahren erst einmal an Fahrt aufgenommen hat, können Sie Ihren Unternehmerlohn immer noch steigern. Planen Sie also zukunftsorientiert und maßvoll, dann steht Ihrer Selbstständigkeit nichts mehr im Weg.

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Über den Autor

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Jürgen Busch

Als Autor und Internetunternehmer verfasste Jürgen Busch zahlreiche Beiträge für dieses Ratgeber-Portal. Im Fokus standen die Themenbereiche Existenzgründung, Marketing, Akquise und Honorare für Freiberufler aus dem Medienbereich. Als glücklicher Opa von fünf Enkelkindern betreibt er heute Ratgeber-Portale für die Zielgruppe „Oma & Opa“. Grossvater.de ist dabei sein Lieblingsprojekt.

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